Lectio Divina ...

... lebt aus dem betrachtenden Lesen der Schrift und versucht, im Hören auf das Wort Gottes Impulse für das eigene Leben zu gewinnen. Sie kann allein oder gemeinschaftlich geübt werden.
Neben dem gründlichen Lesen des Textes gehören Meditation, Gebet, Kontemplation/Stille und eine achtsame Lebensweise zu dieser Form.

Die Lectio Divina ist eine alte und gleichzeitig wiederentdeckte Form, die Bibel zu lesen. Schon in der alten Kirche und im mittelalterlichen Mönchtum wurde ihr viel Aufmerksamkeit geschenkt: Ihre Stufen oder Schritte (Lesen – Bedenken – Beten – in Stille vor Gott da sein – anders leben) werden mehrfach wiederholt und immer wieder eingeübt. Das Ziel dieses Übungsweges ist es, die Bibel so zu entdecken und zu lesen, dass sie zur lebendigen Quelle der Gottesbeziehung wird. Die Lesenden treten in Kontakt mit dem Schrifttext und sind mit dem Wort unterwegs. Die Bibel wird so zu einer Freundin, mit der man regelmäßig Gespräche führt, die man betrachtet, die man um Rat fragt, die einen zum Lachen bringt oder über die man sich manchmal ärgert. Die Lectio Divina gibt der Freude am Entdecken und kreativen Lesen Raum. Im Mittelpunkt stehen die Vielzahl und Vielfalt von Beobachtungen und Resonanzen, die der Text bei den Lesenden hervorruft. Das das gründlich Lesen und Beschreiben der Texteigenschaften eine wichtige Rolle spielt, schützt dabei vor Beliebigkeit.

Es gibt verschiedene Wege Lectio Divina zu üben und die Bibel mit einfachen Mitteln zu lesen, z. B. Bibel teilen, die Vigan-Methode usw.

Wir entwickeln seit 10 Jahren einen Lectio-Divina-Weg, der einen einfachen Zugang zum Text und notwendiges Hintergrundwissen verbindet. Unsere Methode finden Sie in unseren vielfältgen Materialien.

Folgende Elemente spielen bei unserem Lectio-Divina-Leseprojekt eine wichtige Rolle:

1. Lesen und Wahrnehmen des Textes

Wenn man mit dem Bibeltext in ein Gespräch treten will, ist es notwendig, ihn gründlich wahrzunehmen, seine Eigenschaften zu studieren und nicht vorschnell über ihn hinwegzulesen oder etwas hineinzulesen. Deshalb nehmen reserviert diese Form viel Zeit für das Lesen. Der Text wird ein- oder auch zweimal vorgelesen. Es folgt jeweils ausreichend Stille. Beim anschließenden Echolesen wiederholen die Teilnehmenden Worte, Wendungen oder Sätze, die ihnen aufgefallen sind.

2. Leseschlüssel

Ein Herzstück der Methode sind die Leseschlüssel im Schritt „Begegnen“. Der erste Leseschlüssel „Ich lese den Text“ hilft, den Text, seine Eigenschaften, seine Wortwahl, Dramatik, Personengruppen usw. ausführlich zu entdecken. Wie bei einer Bildbetrachtung wird zunächst nur wahrgenommen. Dieses Studieren mit Distanz und Blick für die Details verhindert, vorschnell etwas in den Text hinein zu lesen. Beim zweiten Leseschlüssel „Der Text liest mich“ kommen die Lesenden selbst ins Spiel. Sie fragen, wo der Text in ihnen Resonanz auslöst und was sie berührt.

Die Leseschlüssel werden von jedem/r für sich beantwortet. Dafür ist ausreichend Zeit wichtig. Die Leitung gibt nach dem ersten und zweiten Schlüssel das Signal zum Austausch. Jede/r Teilnehmende darf seine/ihre Beobachtungen in Ruhe nennen; es geht nicht um Kommentare und Diskussionen.

3. Stille

Die Stille ermöglicht den Lesenden einen intensiven Kontakt mit dem Text und darin mit Gott. Deshalb werden die Schritte mit ausreichend Ruhe durchgeführt. Der Abschluss kann je nach Anlass und Geübtheit der Gruppe auch als längere kontemplative Phase gestaltet werden.

4. Austausch

Die Begegnung mit Gott zeigt sich ebenso im Austausch mit anderen: im gemeinsamen Singen, Beten, respektvollen Gespräch über die Beobachtungen der anderen.